Sonntag, 10. Mai 2015

Repetition des Gefühls Erich Kästner 1929


Mein drittes Gedicht hat Erich Kästner geschrieben. Es heisst Repetition des Gefühls. Er entwickelt sich langsam zu einem meiner Lieblingsdichter. Denn es ist nicht das einzige Gedicht von ihm in meinem Blog. Erich Kästner schreibt mit viel Humor, seine Sprache lässt sich gut lesen und die Gedichte sind zeitlos. Auch in zwanzig Jahren wird man seine Gedichte noch gerne hören und lesen. Er stellt schwierige Hindernisse im Leben, leicht überwindbar dar. Und genau diese Botschaft kann er fantastisch übermitteln. Das Leben wäre einfacher wenn wir nicht alles so ernst nehmen und es geniessen würden.
Hier ein Spruch, der zu diesem Blog passt und mich persönlich inspiriert:
Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind - Karl Valentin

Analyse

Zu Beginn ist die ehemalige Geliebte noch fröhlich (anfangs war sie unaufhörlich heiter) doch ihr wird immer unwohler zumute (später sagte sie, ihr sei nicht wohl). Die Liebe erlischt langsam aber sicher. Doch sie wollen es sich nicht eingestehen. Mit der Zeit merken aber beide, dass es so nicht weiter geht und sie ohne einander besser dran sind. Die Müdigkeit des Mannes symbolisiert seine Leere gegenüber der Frau (und er strich ihr müde durch die Haare). Dass sich die beiden Wörter "weinst" und "einst" reimen hat Kästner sicherlich mit Absicht gemacht. Die gemeinsame Vergangenheit der beiden Personen im Gedicht war meiner Meinung nach mit vielen Emotionen und Tränen verbunden. Die Liebe zwischen den beiden war sicherlich nicht die einfachste. Doch welche Liebesbeziehung ist das schon? Am Ende des Gedichts wissen beide, dass es das letzte Treffen war (Und sie winkten. Doch sie winkten nur). In diesem Gedicht findet man nur Kreuzreime mit fünf Strophen und je vier Verse. Das Metrum besteht hauptsächlich aus Jamben.


Repetition des Gefühls, Erich Kästner 1929
Epoche: Moderne
Eines Tages war sie wieder da ...
Und sie fände ihn bedeutend blässer.
Als er dann zu ihr hinübersah,
meinte sie, ihr gehe es nicht besser.

Morgen Abend wolle sie schon weiter.
Nach dem Allgäu oder nach Tirol.
Anfangs war sie unaufhörlich heiter.
Später sagte sie, ihr sei nicht wohl.

Und er strich ihr müde durch die Haare.
Endlich fragte es dezent: "Du weinst?"
und sie dachten an vergangene Jahre.
Und so wurde es zum Schluss wie einst.

Als sie an dem nächsten Tag erwachten,
waren sie einander fremd wie nie.
Und so oft sie sprachen oder lachten,
logen sie.

Gegen Abend musste sie dann reisen.
Und sie winkten. Doch sie winkten nur.
Denn die Herzen lagen auf den Gleisen,
über die der Zug ins Allgäu fuhr

1 Kommentar:

  1. Hallo :)
    Gedichte von Erich Kästner lese ich auch sehr gern. Hier hast du ein eher trauriges aber dennoch schönes Gedicht ausgewählt.
    Ich finde du hast einen tollen Blog erstellt mit vielen passenden Gedichten zu deiner Themenwahl.

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